Die Seebestattung und das Meer als letzte Ruhestätte
Bad Honnef. Wenn sie aufs Meer hinaus schauen, empfinden viele Menschen ein Gefühl der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit. Das Meditative der Wellen und des Meeresrauschens lässt sie entspannen und in sich kehren: So friedlich und endlos liegt die See zu ihren Füßen. Ihre einzige Grenze ist der Horizont. Und wer weiß schon, wo der anfängt und was dahinter liegt? Es ist dieser Seelenfrieden und die scheinbare Unendlichkeit, die den Menschen das Meer auch als ihre letzte Ruhestätte ans Herz legen. Immer mehr von ihnen entscheiden sich im Laufe ihres Lebens für eine Seebestattung.
Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war die traditionelle Erdbestattung die einzige in Deutschland gemeinhin praktizierte Bestattungsform. In den 1960ern fand auch die Feuerbestattung mit anschließender Urnenbeisetzung die Anerkennung des Christentums. Ab den 70er Jahren etablierte sich allmählich die Seebestattung. „Wenngleich die Friedhofsbeisetzung mit Sarg oder Urne immer noch die weitreichend bevorzugte Bestattungsform ist, so entscheiden sich auch immer mehr Menschen für ein Seebegräbnis. Das wird von ausgewiesenen Seebestattungs-Reedereien durchgeführt und bietet Hinterbliebenen verschiedene Möglichkeiten der Anteilnahme und des Gedenkens an einen Verstorbenen“, sagt Dirk-Uwe Klaas, Geschäftsführer des Bundesverbandes Bestattungsbedarf.
Mensch und Meer im Einklang: Besondere Beisetzung, individuelle Grabstätte
Einer Seebestattung voraus geht immer deren Planung mit einem Bestattungsunternehmen vor Ort sowie die Einäscherung des Verstorbenen in einem Krematorium. Bei der eigentlichen Seebestattung unterscheidet man zwischen einer begleiteten und einer stillen Seebestattung. Bei der begleiteten Form haben Angehörige und Freunde die Möglichkeit, an der Beisetzungszeremonie auf hoher See teilzunehmen und diese nach eigenem Wunsch oder entsprechend den Wünschen des Verstorbenen, beispielsweise mit Musik oder losen Blüten auf der Wasseroberfläche, mitzugestalten. Die stille Seebestattung hingegen findet ohne Begleitung statt. Nach würdigen seemännischen Gepflogenheiten werden meist mehrere Seeurnen pro Fahrt einzeln mit einem Schiffstau dem Meer übergeben. Bei beiden Varianten erhalten die Hinterbliebenen im Anschluss an die Beisetzung einen Auszug aus dem Schiffstagebuch und eine Schiffskarte mit den genauen Koordinaten der Grabstätte. „Wenige Stunden nachdem die Seeurne zu Wasser gelassen wurde, zersetzt sie sich auf natürliche Weise und die Asche lagert sich als kleines Häufchen auf dem Meeresboden ab. Anhand der Koordinaten lässt sich die Grabstätte somit später noch genau bestimmen und wieder aufsuchen“, sagt Klaas.
Das Andenken mit Gedenkstätten und Gedenkfahrten wahren
Zum Andenken an den Verstorbenen bieten Seebestattungs-Reedereien Gedenkfahrten zu der Beisetzungsstelle an. Diese finden entweder individuell mit den Angehörigen eines Verstorbenen oder gemeinschaftlich mit den engen Hinterbliebenen mehrerer Verstorbener statt. Die Reederei achtet auf den würdigen Rahmen einer solchen Gedenkfahrt. Außerdem verfügen viele Regionen, in denen Seebestattungen durchgeführt werden – von hiesigen Reedereien vornehmlich in der Nord- und Ostsee, aber auch weltweit in anderen Ozeanen und Meeren – über Gedenkstätten nahe der Küste, die einen dauerhaften Anlaufpunkt für trauernde Hinterbliebene darstellen sollen. „Hier kommen Menschen in ihrer Trauer zusammen, können sich austauschen oder für sich sein. Sie spüren die beruhigende und wohltuende Wirkung des Meeres und schöpfen neue Kraft – manchmal entschließen sie sich gerade dann ebenfalls für eine Seebestattung“, schließt Klaas. (FT)
Mehr Informationen unter www.bundesverband-bestattungsbedarf.de