Schlicht ist nicht gleich billig

csm_D103KWSS_0001_web_1b81ace7a6Sie kann schlicht und schnörkellos sein - Bestattungswäsche. © Leonhard Goetz Nachf.

Seit Menschengedenken werden Verstorbene in Textilien gehüllt. Bekannte Beispiele sind die in Leinenbinden eingewickelten ägyptischen Mumien oder das Leichentuch Christi. In unserem Kulturkreis wird heutzutage zwischen traditioneller Bestattungsbekleidung und persönlicher Bekleidung gewählt.

 

So kann beispielsweise  Großvaters bester Anzug oder das Kleid, das die Mutter in ihren letzten Lebensjahren am liebsten getragen hat, ausgewählt werden. Bei der speziellen Bestattungskleidung geht der Wunsch schon seit einiger Zeit eher in Richtung schlicht. „Schlicht ist jedoch nicht gleichzusetzten mir billig, sondern eher mit einer dezenten Eleganz“, sagt Gabriele Löw, Inhaberin von Goetz Trauerwaren „Zwar werden noch vereinzelt prunkvolle Paradedecken mit bestickten Barockkreuzen und Spitze nachgefragt, doch die Entwicklung geht eindeutig hin zu klassisch, schlichten und individuellen Produkten, die auch sehr edel sein können.“ So folgte man bei der Kollektion „Trendy“ gezielt der Idee, eine komplette Sargausstattung orientiert am Aussehen einer Bettwäsche zu gestalten. Bei der zweifarbigen Kollektion wurde auf glänzende Stoffe verzichtet. Sie ist schlicht und schnörkellos.

 

Individualität ist gefragt

In letzter Zeit werden immer häufiger Artikel gewählt, die über verschiedene Produktgruppen ein sich wiederholendes Motiv aufgreifen. Für die Deckengarnitur der Serie „Fall in Leaves“ standen die Motive der Urnenkollektion der Willibald Völsing KG Pate. Stimmig zu den entsprechenden Urnen gestaltete man mit gleichen Motiven die Sargausstattung. In Zusammenarbeit mit den Firmen peka Verlags-GmbH und Hans Wendel & Co. GmbH wurden die Motive „Fall in Leaves“ um die Produktgruppen Trauerpapier und Särge erweitert. „Dadurch, dass das Design der verschiedenen Produkte aufeinander abgestimmt ist, entsteht ein homogenes Erscheinungsbild, das die Persönlichkeit des Verstorbenen widerspiegelt.“, erläutert Gabriele Löw.

Auch Thomas Nunnenkamp, Inhaber von Bestattungswäsche Nunnenkamp ist der Meinung, dass Individualität gefragt ist. „Die „typische“ Bestattungswäsche gibt es nicht mehr.“ Das Unternehmen aus Lübbecke bietet viele unterschiedliche Farben, Materialen und Ausführungen sowie abwechslungsreiche Designs an. So werden zum Beispiel die von Klaus Petrick künstlerisch gestalteten Decken besonders gern genommen. Diesen sind im Digitaldruckverfahren unterschiedliche Motive aufgebracht. „Wichtig ist in jedem Fall das Gesamtbild. Das spielt oft eine größere Rolle als das Totengewand selbst“, so Nunnenkamp. „Der Mensch wird von Geburt an in Textilien gehüllt. Diese erfüllen nicht nur die Funktion den Körper warm zu halten, sondern sind ein wichtiger Schmuck im Leben. Insbesondere zu Festtagen oder besonderen Anlässen werden die besten Kleider getragen“, berichtet der Unternehmer. „Die Bestattung ist ebenfalls etwas Besonderes. Daher sollte der Verstorbene zu seinem Abschied nocheinmal schön gekleidet und vor allem gut gebettet werden.“

 

Natürliche Materialien

Aber egal, ob individuell, ausgefallen oder eher schlicht, wichtig ist vor allem die Qualität. „Oft wird sich auch gegen Bestattungswäsche entschieden, was auch besser ist, als wenn billige Importartikel aus Synthetik verwendet werden“, erklärt Nunnenkamp. Wenn man sich aber für Wäsche entscheidet, sind Verarbeitung und vor allem das Material wichtig. Natürliche, naturnahe Materialien, die biologisch abbaubar sind. Mit biologisch abbaubaren Materialien für Bestattungswäsche beschäftigt sich auch die australische Modedesignerin Pia Interlandi. Bei der Beerdigung ihres Großvaters störte sie vor allem, dass seine Schuhe länger bestehen würden, als sein Körper. So entwarf sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit Kleidung, die nach kurzer Zeit verrottet. Die Kleider aus einem Hanf- und Seidefasergemisch, gleichen optisch besonders eleganten Leichentüchern, die mit Songtexten, Gedichten, Stickereien oder Familienstammbäumen individuell gestaltet werden können.

 

Umsatzsteigerung durch Vielfältigkeit

Der Markt für Bestattungswäsche ist sehr groß. Es können so ziemlich alle Wünsche was Farbe und Material angeht, erfüllt werden. Für den Bestatter ist es daher wichtig seinen Kunden nicht nur eine breitgefächerte Auswahl aus unterschiedlichen Farben, Materialien und Designs anzubieten, sondern auch verschiedene Preiskategorien abzudecken.