
Haptik, Optik, Handarbeit – woran erkennt man eigentlich hochwertige Bestattungswäsche?
Die Qualität von Bestattungswäsche spielt heute oft eine untergeordnete Rolle. Doch in abbaubaren Naturmaterialien und individuellem Design, das sich an modernen Trends orientiert, liegt Potenzial.
Die Innenausstattung eines Sarges ist heute vor allem noch in christlichen Regionen wie Süddeutschland und Österreich wichtig. Dort, wo Zeremonien noch häufig im kirchlichen Kontext stattfinden, wird oft hochwertige Wäsche verwendet. „In anderen Regionen wiederum begnügt man sich mit dem Minimum: Matratze und Kissen. Eine Decke gibt es dort nur auf ausdrücklichen Wunsch des Hinterbliebenen“, sagt Iris Frieß von der SPALT Trauerwaren GmbH. „Viele Hinterbliebene wissen gar nicht, dass es Decken gibt oder denken nicht daran, dass es sich beim Sarg gewissermaßen um das letzte Bett handelt.“ Ob und in welcher Qualität Wäsche verkauft wird oder nicht, liege auch am Bestatter. Nur selten wird der Wunsch nach einer passenden Decke von Hinterbliebenen geäußert. „Einige Bestatter nutzen jedoch beispielsweise die Gelegenheit, nach den Lieblingsblumen der Verstorbenen zu fragen und präsentieren die passende Decke dazu.“ Im Zuge der Individualisierung sei auch die Nachfrage nach Talaren zu Gunsten der eigenen Kleidung rückläufig, auch, wenn es natürlich passende Kleidung zur Decke gibt.
Biotrend: Naturmaterialien als Verkaufsargument
Die verwendeten Materialien reichen von Stoffen mit einem hohen Anteil biologisch abbaubarer Fäden aus Baumwolle, Viscose, Acetat oder Leinen bis zu Kunstfasern. Letztere können laut Iris Frieß bei der Neubelegung eines Grabes nach 20 Jahren noch unverändert aus dem Grab geholt werden, da sie nicht verrottbar sind. Die bei SPALT verwendete Füllwatte sei zu 70 Prozent abbaubar. Der Lieferant umweltverträglicherer Watte schloss vor zwei Jahren seine Tore. Die Materialvorschriften differieren von Gemeinde zu Gemeinde. Kontrollen sind jedoch rar. Das gelte auch für Krematorien, trotz des höheren Schadstoffausstoßes bei Kunstfasern. Iris Frieß ist der Meinung: „Bio lässt sich heute gut verkaufen. Vorausgesetzt, die Kunden werden bei der Wäschewahl darauf hingewiesen.“
Die Firma Spalt führt keine Importware und fertigt Bestattungswäsche selbst – mit fast 20 Näherinnen. Die Maschine näht lediglich die Grundnähte vor – Stehsaum, Kordel und sonstige hochwertige Accessoires werden nachträglich per Hand hinzugefügt. Edlere Decken werden mit aufwändigen, großflächigen Stickereien verziert. „Gerade an der Stickerei erkennt man Qualität“, erklärt Iris Frieß, die es irritiert, wenn ihre Decken mit Ware mit Preisen im einstelligen Eurobereich verglichen wird, um den Preis zu drücken: „Für das Geld kann man in Deutschland noch nicht mal Stoff zuschneiden, geschweige denn gute Ware einkaufen!“ Extrem günstige Decken erkenne man daran, dass sie meist aus Polyester bestehen, leicht knittern und sehr dünn, zum Teil nicht einmal wattiert seien. „Die besseren Decken wiegen mindestens 250 bis 350 Gramm, sind wattiert und haben eine gewisse Stabilität. Sie hängen nicht sofort durch und sind optisch einfach schöner.“ Hinzu komme die Herstellungs- und Lieferflexibilität. „Wenn der Kunde eine blaue Decke statt mit Kordel mit goldenem Stehsaum wünscht, stellen wir diese individuell her. Bestellt er sie in China, muss er gleich einen ganzen Container abnehmen – und sich natürlich auf längere Lieferzeiten einstellen.“
Neben Naturmaterialien liegen auch farbige Muster im Trend – angelehnt an Bettwäschedesigns. Die Firma Spalt führt daher auch immer mehr Decken, die nicht gesteppt sind. „Waren es vor einigen Jahren noch glänzende Decken werden heute eher schlichte Ware und matte Stoffe gewählt.“ Auch auf das Wäschesiegel legt Iris Frieß großen Wert, da es Kunden eine qualitative Orientierungshilfe bietet und auch bei Friedhofsbetreibern zum Teil vorgeschrieben wird.