Friedwald, Urnenbestattung oder vielleicht doch lieber das Wiesengrab? Heutzutage gibt es viele verschiedene Möglichkeiten sich bestatten zu lassen und die Wahl der letzten Ruhestätte fällt so manch einem bei der großen Auswahl nicht leicht.
Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und sozialpolitischer Veränderungen spielen verstärkt auch die familiären Verhältnisse bei der Entscheidung eine immer größere Rolle. Nachkommen und Freunde können sich nur noch selten um die Grabstättenpflege kümmern. Sei es weil sie aus beruflichen Gründen in einer anderen Stadt wohnen oder aber einfach keinen Bezug zur Friedhofs- und Erinnerungskultur haben. Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Menschen für eine anonyme Bestattung. Wir wollten wissen, welche Alternativen es gibt und was trotz strenger Bestattungsgesetze im Jahr 2011 möglich ist. Bewusst sollen in diesem Artikel keine Kosten aufgeführt werden, da sowohl die Kosten für Bestatter, als auch die Friedhofskosten von Bundesland zu Bundesland stark variieren.
Feuerbestattung ist die beliebteste Bestattungsform
Laut einer aktuellen TNS-Emnid-Umfrage, die vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur in Auftrag gegeben wurde, sprechen sich 48 Prozent der Menschen für eine Feuerbestattung aus (44 Prozent West, 66 Prozent Ost) und nur 28 Prozent für eine Erdbestattung (30% West, 17 Prozent Ost). 12 Prozent würden die Entscheidung für eine Erd- oder Feuerbestattung ihren Hinterbliebenen überlassen und sieben Prozent der Befragten wollen ihren Leichnam der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen. Die Vorteile der Feuerbestattung liegen auf der Hand: Ein Urnengrab ist meist kleiner und damit kostengünstiger als ein Erdgrab. Der Zeitaufwand für die Pflege von Urnengräbern ist geringer, bzw. bei einer anonymen Bestattung gar nicht gegeben. Hinzu kommt, dass es wesentlich mehr Beisetzungsmöglichkeiten gibt. So sind auch Bestattungen außerhalb von Friedhöfen wie Friedwälder, Seebestattungen und Luftbestattungen möglich.
Sargbestattungen weniger nachgefragt
Unter dem Begriff Erdbestattung wird meist die Beisetzung eines Leichnams in einem Erdgrab verstanden. Konkreter sind die Begriffe Körper- oder Sargbestattung. Bei dieser Bestattungsform wird der Verstorbene in einem Sarg entweder auf einer Wahl- oder Reihengrabstelle beigesetzt. Die Nutzungsrechte der Wahl- und Reihengrabstelle können von Friedhof zu Friedhof variieren. In den meisten Fällen wird die Reihengrabstelle immer der Reihe nach belegt und die Lage der Grabstelle kann nicht ausgesucht werden. Das Nutzungsrecht gilt für die Zeit der Ruhefrist (zwischen 25 und 30 Jahren). Sie kann in der Regel nicht verlängert werden und nach Ablauf der Ruhefrist wird die Grabstelle abgeräumt und weitervermietet. Das Wahlgrab kann von den Familienangehörigen oder Freunden des Verstorbenen selbst ausgesucht werden. Die Nutzungsrechte liegen auch hier zwischen 25 und 30 Jahren. Anders als beim Reihengrab kann das Wahlgrab nach Ablauf des Nutzungsrechtes ohne aktuelle Beisetzung wieder erworben werden. Es kann zwischen ein- oder mehrstelligen Grabstätten, sowie der Variante des Tiefgrabs gewählt werden. Bietet die einfache Familiengrabstelle lediglich Platz für eine Erdbestattung pro Stelle, können bei Tiefgrabstellen zwei Verstorbene, aufgrund der besonderen Tiefe, übereinander bestattet werden. In zweistelligen Tiefgrabstellen können demnach vier Erdbestattungen stattfinden. Bei allen Varianten ist eine zusätzliche Beisetzung von Urnen möglich.
Pflegeleichte Erdgräber
Eine weitere Form der Erdbestattung ist die Beisetzung in einer Gruft oder einem Mausoleum. Diese bieten aber nur noch wenige Friedhöfe an, da die Nachfrage sehr gering ist. Auch die Beisetzungsvariante der anonymen Erdbestattung wird, im Gegensatz zur anonymen Feuerbestattung, nur selten gewählt. Wer nicht anonym beerdigt werden will, seinen Hinterbliebenen aber eine aufwändige Grabpflege ersparen möchte, der entscheidet sich am besten für ein Wiesen- oder Gemeinschaftsgrab. Bei diesen Bestattungsvarianten kann ein persönliches Grabmal aufgestellt werden, die Pflege der Gräber übernehmen aber die Friedhofsgärtner.
Die Feuerbestattung ermöglicht viele Bestattungsvarianten
Wie bei der Sargbestattung werden die meisten Urnen mit der Asche des Verstorbenen in der Erde beigesetzt. Die Hinterbliebenen können auch nach einer Feuerbestattung zwischen verschiedenen Grabtypen wie zum Beispiel dem Wahl- oder Wiesengrab wählen. Urnen können auch überirdisch aufbewahrt werden. Wie zum Beispiel in Urnenwänden, Urnenstelen oder Kolumbarien. Die Ruhefristen variieren und können bis zu 30 Jahre dauern.
Mit der Natur bis ins Grab verbunden
Immer mehr Menschen wollen sich nicht auf einem Friedhof, sondern in der freien Natur bestatten lassen. Daher haben Baum- und Waldbestattungen in den letzten Jahren stark zugenommen. Bei der Baumbestattung wird nach Kremation und Trauerfeier die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelbereich der Bäume in der Erde beigesetzt. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Namensschild am Baum angebracht wird, um das Grab zu kennzeichnen. Jedoch dürfen weder Kerzen noch Blumenschmuck am Baum abgelegt werden. Anders als bei einer anonymen Bestattung auf dem Friedhof haben Angehörige die Möglichkeit die Grabstätte jederzeit zu finden, da die Bäume gekennzeichnet und in Registern bei der Kommune und bei der Friedhofsverwaltung eingetragen sind. Eine Pflege des Grabes ist nicht nötig, das Grab wird voll und ganz der Natur überlassen. Einer der größten Anbieter von Baum- und Waldbestattungen ist die Friedwald GmbH.
Friedwald GmbH ermöglicht naturbelassene Baumbestattung
Im Jahre 2001 eröffnete Petra Bach, Geschäftsführerin der Friedwald GmbH, zusammen mit einem Geschäftspartner im Reinhardswald bei Kassel den ersten „Friedwald“. Auf die Idee gebracht hatte sie das Unternehmen vom Schweizer Ingenieur Ueli Sauter, das damals mit einem ähnlichen Angebot am Bodensee für Furore sorgte. FriedWälder sind naturbelassene Waldareale, deren Fortbestand durch ein auf 99 Jahre angelegtes, waldschonendes Baumbestattungskonzept gesichert ist. Nach einer aktuellen Forsa-Studie, die die Friedwald GmbH in Auftrag gegeben hat, wünscht sich jeder vierte Deutsche eine Beisetzung im Wald oder eine Seebestattung. Kein Wunder also, das es mittlerweile 35 Standorte des Friedhofsbetreibers gibt. „In den letzten Jahren sind wir stetig gewachsen“, berichtet Corinna Brod, Pressesprecherin der Friedwald GmbH. Jedoch hat die Studie auch etwas anderes gezeigt. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend gaben mit nur sechs Prozent die wenigsten der Befragten an, sich eine anonyme Bestattung zu wünschen. Insbesondere jüngere Menschen wünschen sich eine Grabstätte, auf der der Name des Verstorbenen steht. Mehr als die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen wollen selbst an einem Ort bestattet sein, an dem Angehörige sie besuchen können. Besuchen können die Hinterbliebenen die Grabstelle im Friedwald jederzeit, jedoch dürfen sie keine Blumen oder Ewigkeitslichter am Fuße des Baumes abstellen. „An einigen Standorten gibt es aber die Möglichkeit auf Andachtsplätzen und speziell gekennzeichneten Flächen Blumen niederzulegen“, sagt Corinna Brod. Oftmals habe sie aber auch schon beobachtet, dass Angehörige mit Utensilien die sie im Wald finden, den Verstorben ein kleines Geschenk an den Fuß des Baumes legen. So kann manchmal ein kleines Herz aus Blättern gebastelt viel persönlicher sein, als ein teures Blumengesteck aus dem Blumenladen.
Letzte Ruhestätte im Ruheforst
Ein weiterer großer Anbieter von Baum- und Waldbestattungen ist die Ruheforst GmbH mit mehr als 40 Beisetzungsstätten in Deutschland. Die Beisetzung findet in so genannten „RuheBiotopen“ statt. Diese unterscheiden sich durch Biotop-Elemente wie z. B. Bäume, Sträucher und Steine. Es können sowohl einzelne Personen, Freunde oder andere im Leben verbundene Menschen beigesetzt werden. In einem RuheBiotop können bis zu 12 Personen bestattet werden. Eine Trauerzeremonie und eine namentliche Kennzeichnung des Grabes sind möglich. Das Recht auf Nutzung eines RuheBiotops kann für bis zu 99 Jahre erworben werden.
Die Begriffe „Friedwald“ und „Ruheforst“ sind als Markenzeichen geschützt. Neben den beiden großen Anbietern gibt es mittlerweile auch kleinere Unternehmen, die Baumbestattungen außerhalb von Friedhöfen anbieten. Außerdem sind auf immer mehr Friedhöfen in einem bestimmten Areal auch Baumbestattungen möglich.
Nicht in allen Bundesländern gibt es Streuwiesen
Grundsätzlich muss in Deutschland, die Asche eines Verstorbenen in einer Urne fachgerecht beigesetzt werden. Seit einigen Jahren ist es jedoch möglich, die Asche eines Verstorbenen auf sogenannten Aschestreufeldern zu bestatten. In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Thüringen darf die Asche eines Verstorbenen ohne Urne auf gekennzeichneten Friedhofswiesen verstreut werden. Auch hier dürfen Angehörige und Besucher die Flächen weder betreten noch Blumenschmuck oder ähnliche Andenken ablegen. Je nach Friedhofsbetreiber kann ein Namensschild angebracht werden oder die Bestattung erfolgt anonym. Die Totenasche wird meist auf einer dafür vorgesehenen Fläche möglichst gleichmäßig und bodennah verstreut. Anschließend wird vom Friedhofspersonal die Fläche beregnet, um die Totenasche dem Boden zuzuführen. Manche Streuflächen sind auch mit Stauden bepflanzt, so dass die Asche von den Blumen bedeckt wird. In Nordrhein Westfalen ist in Ausnahmefällen auch das Verstreuen der Totenasche außerhalb des Friedhofs erlaubt. Dazu steht im Bestattungsgesetz NRW: Soll die Totenasche auf einem Grundstück außerhalb eines Friedhofs verstreut oder beigesetzt werden, darf die Behörde dies genehmigen, wenn diese Beisetzung von Todes wegen verfügt und der Behörde nachgewiesen ist, dass die Beisetzung bodennutzungsrechtlich zulässig ist, der Beisetzungsort nicht in einer der Totenwürde widersprechenden Weise genutzt
wird und dauerhaft öffentlich zugänglich ist (§ 15 Abs. 6 BestG NRW). Für diese Bestattungsvariante ist also eine schriftliche Willenserklärung des Verstorbenen notwendig.
Auf ewig mit dem Meer vereint
Eine schriftliche Willenserklärung, die der Verstorbene zu Lebzeiten hinterlegt hat, ist auch bei einer Seebestattung ratsam. Denn diese muss in einigen deutschen Bundesländern behördlich genehmigt werden. Dazu ist es oft notwendig, dass der besondere Bezug zum Meer deutlich gemacht wird, zum Beispiel das der Verstorbene eine frühere Tätigkeit als Seefahrer oder eine tiefe geistige Verbundenheit zur See hatte. Eine Willenserklärung des Verstorbenen erspart den Angehörigen eine Erklärung gegenüber den zuständigen amtlichen Stellen und belegt zweifelsfrei, dass der Verstorbene sich eine Seebestattung gewünscht hat. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurden fast ausschließlich Personen auf See bestattet, die an Bord verstarben oder deren Beisetzung zum Beispiel aus Seuchenschutzgründen an Land nicht in Frage kam. Seit 1934 ist es auch Nicht-Seeleuten gestattet, auf See beerdigt zu werden. Vor der Seebestattung findet meist am Heimatort des Verstorbenen eine übliche Trauerfeier mit anschließender Einäscherung statt. Im Anschluss übersendet der Bestatter die Krematoriumsurne an eine Seebestattungsreederei, die die Asche des Verstorbenen in eine Seebestattungsurne aus auflösbarem Material umgefüllt. „Die Urne muss aus einem wasserlöslichen Material, wie zum Beispiel Muschelkalk oder Zellulose bestehen und sich nach spätesten 24 Stunden auflösen“, berichtet Benjamin Albrecht, Kapitän bei Seebestattungen Reederei Albrecht. Seine Eltern, das Reeder-Ehepaar Inge und Dieter Albrecht, gründeten 1980 die Seebestattungs-Reederei Albrecht. „Meine Eltern fingen damals mit nur wenigen Seebestattungen im Monat an. Mittlerweile fahren wir, soweit es Wind und Wetter zulassen, fast täglich auf See“, blickt Benjamin Albrecht auf eine erfolgreiche Firmengeschichte zurück.
Seebestattung nur in speziellen Gebieten möglich
Die Seeurne darf nicht an irgendeinem beliebigen Ort im Meer beigesetzt werden. Dies ist nur an speziell dafür vorgesehenen Gebieten des Meeres möglich. Vornehmlich außerhalb der sogenannten Dreimeilenzone und über „Rauhem Grund“. Darunter versteht man Gebiete, in denen nicht gefischt oder Wassersport getrieben wird. „Die Trauerrede kann von jemandem aus der Kirchengemeinde, von einem freien Trauerredner oder dem Kapitän gehalten werden“ erzählt Benjamin Albrecht. „Meist erzählen uns die Angehörigen vor der Bestattung etwas über den Verstorbenen und sein Leben, so dass wir uns sehr gut auf die Trauerrede vorbereiten können.“ Die Position der Beisetzungsstelle wird nicht nur für die Wasser- und Schifffahrtsbehörde in einem Schiffslogbuch festgehalten. Auch die Angehörigen können zum Andenken einen Auszug aus dem Schiffslogbuch oder eine Urkunde mit den genauen Koordinaten erhalten. Möglich ist eine Seebestattung zum Beispiel in der Nordsee, Ostsee, dem Atlantik oder auch dem Mittelmeer. „Wir führen die meisten Seebestattungen in der Nordsee durch“, resümiert der Kapitän. „Viele wünschen sich aber auch eine Seebestattung im Golf von Venedig, da sie mit Italien und dem Mittelmeer schöne Urlaubserinnerungen verbinden.“ Nach der Beisetzung können die Angehörigen Blumen auf das Wasser streuen. Aus Umweltschutzgründen sind jedoch große Gebinde und Kränze mit Schleifen nicht erlaubt. Je nach Bootsgröße können 12 bis 100 Angehörige an einer Seebestattung teilnehmen. „Um auch einer größeren Trauergemeinde die Möglichkeit zu geben sich gemeinsam vom Verstorbenen zu verabschieden haben wir vor zwei Jahren ein neues Fahrgastschiff erworben“, schildert Benjamin Albrecht. Die an Bord stattfindenden Abschiedszeremonien variieren von Reederei zu Reederei. Ein zentrales Element des traditionellen, seemännischen Rituals ist der symbolische Wachwechsel. Vier Doppelschläge (also acht Glasen) bedeuten eine Persönlichkeit verlässt das Schiff des Lebens. Nach einer Ehrenrunde um das Seegrab fährt dann das Schiff mit einem langen Signalton von der Bestattungsposition wieder in den Hafen zurück.
Alternative Bestattungsformen außerhalb Deutschlands
Liest man sich die Beisetzungsangebote von Bestattungsinstituten durch gibt es oftmals weit mehr Bestattungsmöglichkeiten als ein Reihengrab auf dem örtlichen Friedhof oder eine heimische Seebestattung auf der Nordsee. Nicht selten kann der Kunde neben den traditionellen Bestattungsformen auch eine Diamantbestattung oder eine Weltraumbestattung buchen. Diese außergewöhnlichen Bestattungsformen sind jedoch in Deutschland nicht erlaubt, denn in der Bundesrepublik besteht ein Bestattungszwang. Die Asche des Verstorbenen muss in einem versiegelten Behältnis auf einem Friedhof oder einem privaten Bestattungsplatz beigesetzt werden. Das heißt die Totenasche darf nicht mit nach Hause genommen werden. Wie aber können Bestatter dann diese ungewöhnlichen Bestattungsformen anbieten? Ganz einfach – sie arbeiten mit Firmen aus dem Ausland zusammen. So kann zum Beispiel mit Partnerfirmen aus Kanada, Finnland, Grönland oder Norwegen eine Eisbestattung durchgeführt werden. Diese Bestattungsart ist eine spezielle Form der Seebestattung. Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wird in ein Eisloch eingelassen, bevor sie nach einiger Zeit in der Meerestiefe versinkt.
Diamantbestattung – ein Schmuckstück zur Erinnerung
Bei einer Diamantbestattung arbeiten die meisten deutschen Bestatter mit Firmen aus der Schweiz oder den Niederlanden zusammen, denn in diesen Ländern ist eine Transformation der Totenasche als ordentliche Bestattungsart vom Gesetzgeber anerkannt. Grundsätzlich wird für eine Diamantbestattung nicht die vollständige Kremationsasche eines Verstorbenen benötigt, daher kann diese zusätzlich auf herkömmlichem Weg beigesetzt werden. Im ersten Schritt wird durch ein spezielles Trennungsverfahren der Kohlenstoff aus der Asche, die zu einem Erinnerungsdiamanten werden soll, gelöst. Im Anschluss beginnt die Kohlenstoffverbindung sich unter einem hohen Druck von 50.000 bis 60.000 Bar und einer Temperatur von 1.500 bis 1.700 Grad zu verflüssigen und seine Struktur zu verändern. Über einen Zeitraum von drei bis zwölf Monaten beginnen aus dem ursprünglichen „hexagonalen“ Kohlenstoff „oktogonale“ Diamant-Kristalle zu entstehen. Je nach Fertigungsverfahren können dem Kohlenstoff auch Zusätze beigemischt werden. Zum Schluss entsteht durch einen individuellen Schliff ein persönlicher Erinnerungsdiamant der meist einen leicht bläulichen Schimmer aufweist. Die genaue Farbe ist jedoch von dem Bor-Gehalt der Asche abhängig, so dass jeder Diamant einzigartig ist. Die Hinterbliebenen können dann entscheiden, ob sie den Diamanten in einer Schatulle aufbewahren wollen oder ihn in Schmuckstücke einfügen möchten. So bildet der Diamant aus der Asche des Verstorbenen eine dauerhafte Erinnerung an die verstorbene Person, die man stets bei sich tragen kann.
Vom Winde verweht
In Deutschland ist das verstreuen der Totenasche nur auf gekennzeichneten Feldern auf den Friedhöfen erlaubt. Möchte man die Asche des Verstorbenen in der Luft verstreuen muss man ins Ausland ausweichen. Viele deutsche Bestatter arbeiten deshalb mit Unternehmen in Frankreich und der Schweiz zusammen, um ihren Kunden eine Luftbestattung zu ermöglichen. Die Asche des Verstorbenen kann von einem Heißluftballon, Helikopter oder einem Kleinflugzeug aus verstreut werden. Nach einer kleinen Zeremonie kann je nach Flugunternehmen die Asche des Verstorbenen von den Angehörigen mit einer Kelle in die Luft gegeben werden oder man kann sie mithilfe einer speziellen Vorrichtung am Ballonkorb oder Flugzeug langsam vom Wind davontragen lassen. Das Verstreuen der Asche darf nur an bestimmten Orten in der Natur erfolgen, um einen Ascheregen über einem bewohnten Gebiet zu vermeiden. Die Luftbestattung ist Jahreszeiten unabhängig, es muss manchmal nur auf starke Winde geachtet werden. Die genaue Position des Ortes, an dem die Asche verstreut wird, wird dokumentiert und für die Angehörigen in einer Urkunde festgehalten. Später können sie den Ort noch einmal aufsuchen und an den Verstorbenen erinnern. Einige Unternehmen bieten zudem Gedenkfahrten an. Sowohl im Heißluftballon als auch im Kleinflugzeug gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen, so dass nur eine kleine Trauergruppe an der Bestattung teilnehmen kann.
Extravagante Bestattung mit Wartezeit
Die wohl ausgefallenste und teuerste Bestattungsform ist die Weltraumbestattung. Wenn man seine sterblichen Überreste mit einer Rakete in den Weltraum schießen lassen möchte, wird nach der Einäscherung meist nur ein kleiner Teil der Asche in eine spezielle Urne, die nicht viel größer als ein Lippenstift ist, gefüllt. Die restliche Asche des Verstorbenen kann konventionell beigesetzt werden. Nur in vereinzelten Fällen wird bei dieser Bestattungsform die gesamte Totenasche verwendet. Die Aschekapsel wird dann zusammen mit anderen Urnen in einer Rakete in den Weltraum geschossen. Nachdem die Rakete im Orbit angekommen ist bewegt sie sich mit dem ausgeklinkten Satelliten in 550 bis 800 Kilometer hohen Umlaufbahnen. Da ihr aber der Antrieb fehlt, sinkt sie in Richtung Erde und verglüht wenn sie in die Erdatmosphäre eintritt. Die Idee der Weltraumbestattung stammt aus Amerika. Raumfahrtveteranen gründeten vor über 30 Jahren die Firma Celestis, als Tochterunternehmen des Raumfahrtunternehmens Space Services Inc.. Im April 1997 erfolgte dann die erste Weltraumbestattung. Eine amerikanische Pegasus-Rakete brachte einen spanischen Satelliten ins All und mit an Bord waren 24 kleine Urnen mit je sieben Gramm Asche Verstorbener. Bei diesem Jungfernflug war auch die Totenasche des verstorbenen Star Trek Erfinders Gene Roddenberry dabei. Dass nicht jede Raumfahrtbestattung reibungslos abläuft zeigte sich im Jahre 2008, als eine Falcon 1-Rakete samt Satellit und 48 kleinen Urnen nach dem Start in den Pazifik stürzte. Mit an Bord diesmal die sterblichen Überreste des Schauspielers James Doohan, der in zahlreichen Folgen der Serie „Raumschiff Enterprise“ und den Star Trek-Kinofilmen den Lieutenant Commander Montgomery „Scotty“ Scott gespielt. Da es bei dem technisch sehr komplexen Bereich der Raumfahrt immer wieder zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommen kann werden immer zwei Portionen Asche abgefüllt. So kann nach einem Fehlversuch noch einmal die Asche in den Weltraum geschossen werden.
Der Berg ruft – Almwiesen- und Felsbestattung
Wer lieber auf einer Almwiese oder einem Felsen in den Bergen beerdigt werden möchte, der hat dazu die besten Möglichkeiten in der Schweiz. Denn hier gibt es keinen Friedhofszwang und jede Menge Bestattungsplätze in der freien Natur. So wird bei der Almwiesenbestattung die Totenasche nach der Kremation auf einer Naturwiese oder einem Berghang verstreut. Eine biologisch abbaubare Urne kann auch in der Erde der Almwiese vergraben werden. Ein Grabstein oder Kreuz darf in der Regel nicht aufgestellt werden, da der natürliche Charakter der Almwiese erhalten bleiben soll. Wie bei der Baumbestattung wird die Grabpflege der freien Natur überlassen. Bei der Felsbestattung wird die Asche des Verstorbenen unter der Grasnarbe eines Felsens in einer biologisch abbaubaren Urne beigesetzt oder die Asche an einem Felsen verstreut. Die Bestattung ist in einem Gemeinschafts-, Familien- oder einem persönlichen Felsen möglich. Auch bei der Felsbestattung sind das Ablegen von Blumen und das Bepflanzen der Grabstelle nicht gestattet. Eine individuelle Beisetzungsfeier kann jedoch sowohl bei der Almwiesenbestattung als auch bei der Felsbestattung durchgeführt werden. Es besteht auch die Möglichkeit die Totenasche in einen Bergbach zu streuen. Diese wird dann hinab ins Tal bis zum Meer getragen.
Kritik an alternativen Bestattungsformen
Eine ganz neue Bestattungsform bietet das britische Unternehmen „And Vinyly“ mit dem Motto „live on from beyond the groove“ an. Musikliebhaber können ab jetzt ihre Totenasche auf Vinyl pressen lassen. Bei diesem Verfahren wird die Asche des Verstorbenen nach der Feuerbestattung auf ein Rohling gestreut und dann als Schallplatte gepresst, wobei sich Asche und Vinyl verbinden. Zusätzlich kann Musik, ein bestimmter Sound oder ein gesprochenen Text auf die Schalplatte gepresst werden. Das Basispaket umfasst 30 Schallplattenkopien mit einer Spieldauer von 24 Minuten. Was sich auf den ersten Blick trendy und außergewöhnlich anhört, kann sich aber auf lange Sicht als schlechte Entscheidung herausstellen. Viele Angehörige unterschätzen den Prozess der Trauerarbeit und wie wichtig dabei ein konkreter Trauerort ist. Nicht selten beklagen Hinterbliebene nach einer Luft- oder Seebestattung, dass sie an den Ort der Beisetzung nicht jederzeit zurückkehren und Blumen niederlegen können. Insbesondere die katholische und evangelische Kirche sieht die Entwicklung der Bestattungsformen kritisch. Vor kurzem übte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann Kritik an der Baumbestattung. Mit den Friedwäldern und Ruheforsten geschehe ein weiterer Schritt, den Tod aus unserer Leistungs- und Fitnessgesellschaft hinauszudrängen, so Bischof Hofmann. Eine Trauerkultur sei in solchen Friedwäldern kaum mehr möglich, da sie fernab der Kommunen lägen und dort nur Gedenktäfelchen an den Verstorbenen erinnerten. Zudem sieht der Bischof die Gefahr, dass Baumbestattungen pantheistischen Vorstellungen Vorschub leisten. Und die katholische Kirche in Sachsen kritisierte jüngst, das durch Tiere oder Menschen, die ihre Freizeit im Wald verbringen die Totenruhe gestört würde. Dagegen vermutet Daniel von Sachsen, dass die Kirche lediglich um ihr Begräbnis-Monopol besorgt sei. Denn eine Naturbestattung sei oftmals günstiger als ein kirchliches Begräbnis. So sprach er sich in der Sächsischen Zeitung weiterhin für sein Projekt den ersten Friedwald in Sachsen zu eröffnen, aus.
Städtische Friedhöfe verkehrstechnisch besser angebunden
Faktisch fällt es aber vor allem älteren und behinderten Menschen schwer Friedwälder oder Ruheforste zu erreichen. Zum örtlichen Friedhof gelangen sie problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auch die Wege auf den kommunalen Ruhestätten sind meist gut begehbar. Zu den einzelnen Bestattungswäldern fahren keine Busse oder Bahnen. Im Weiteren sind die Waldwege nur sehr schlecht mit einem Rollator oder Rollstuhl zu bewältigen. Noch schwieriger wird es, wenn der Verstorbene im Ausland etwa bei einer Luft- oder Almbestattung beigesetzt wurde. Ein spontaner Grabbesuch ist dann nicht mehr möglich. Natürlich können auch Gedenkfahrten auf See oder ein Erinnerungsflug mit dem Ballon den Angehörigen beim Trauerprozess helfen. Diese müssen aber immer im Voraus geplant werden und finden meist nur an einem festen Tag statt.
Anders als bei Beerdigungen auf dem Friedhof sind die Plätze für die Trauergemeinde insbesondere bei der Luftbestattung begrenzt. Besitzt jemand eine große Familie oder Freundeskreis, kann bei der Ascheverstreuung aus dem Heißluftballon nur ein kleiner Teil der Hinterbliebenen teilnehmen. Hinzu kommt, dass eine Auslandsbestattung zeitintensiv ist. Wird der Verstorbene im Heimatort beigesetzt reicht es sich zwei bis drei Stunden freizunehmen. Bei einer Bestattung im Ausland muss man dagegen meist ein bis zwei Tage einrechnen. Gerade entfernte Verwandte, Bekannte und Nachbarn können sich nicht extra Urlaub nehmen, um an der Beerdigung teilzunehmen. Vor allem ältere Menschen würden oftmals sehr gerne an der Abschiedszeremonie teilnehmen, haben aber keine Möglichkeit oder ausreichend Geld um ins Ausland zu fahren.
Ein Ort für die Trauer fehlt
Auf den ersten Blick haben die neuen und außergewöhnlichen Bestattungsformen durchaus ihren Reiz, bei näherer Betrachtung aber können diese im Nachhinein für einen Angehörigen durchaus belastend sein. Nicht selten sprechen sich Trauerspezialisten und Psychologen deshalb für eine Erdbestattung aus. Denn sowohl der Abschied am offenen Sarg, als auch der Friedhof, als ein Ort der Trauer, ist für die Verarbeitung des Verlustes immens wichtig. So kann bei der Diamantbestattung der Hinterbliebene den Verstorbenen in Form eines Diamantrings immer bei sich tragen. Der Prozess des Loslassens wird aber dadurch verlangsamt oder gar gehemmt. Denn der Hinterbliebene wird ständig mit dem Tod des geliebten Menschen konfrontiert. Ferner kann der Friedhof nicht nur ein Ort der Trauer sein, sondern auch der Ruhe und des Friedens auf dem man Gleichgesinnte zum Austausch trifft. Bei einer Sargbestattung können Hinterbliebene dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen, indem sie diesen zum Beispiel persönlich gestalten. Im Weiteren gehört Holz nach wie vor zu einem der umweltfreundlichsten Materialien und baut sich bei normaler Bodenbeschaffenheit im Rahmen der Liegezeit ab, ohne Spuren zu hinterlassen.
Willenserklärung in jedem Fall sinnvoll
Letztendlich muss jeder selbst entscheiden welche Bestattungsform die Richtige für ihn ist. Eines sollte man jedoch auf keinen Fall vergessen. Es ist wichtig, Angehörige und Freunde mit in die Bestattungsplanung einzubeziehen. Denn oftmals weichen Bestattungswünsche und die tatsächlichen Umsetzungsmöglichkeiten voneinander ab. So macht es keinen Sinn sich in einem großen und pflegeintensiven Familiengrab bestatten zu lassen, wenn die Kinder das Grab nicht pflegen möchten oder gar im Ausland wohnen. Andererseits sollte man sich nicht unbedacht für eine anonyme Bestattung oder eine Luftbestattung in Frankreich entscheiden, wenn die Hinterbliebenen an ihrer Trauer zerbrechen und gerne einen Ort hätten an dem sie Blumen und Ewigkeitslichter aufstellen können. Egal ob eine Willenserklärung oder kurz im Testament vermerkt, in jedem Fall sollte man sich schon zu Lebzeiten wohlüberlegt damit auseinandersetzten wie man später beerdigt werden möchte