Iris Frieß ist Assistentin der Geschäftsleitung bei der Spalt-Trauerwaren GmbH. Das Unternehmen produziert 80 Prozent seines Sortiments – Bestattungswäsche, Sargbeschläge, Friedhofstechnik, Urnen und sonstiges Bestatterzubehör – im südhessischen Brensbach. Mit einer eigenen Produkt- und Bestell-App setzt Spalt seit 2016 auf einen digitalen Katalog mit Präsentations- und Bestellfunktion.
Wie wirkt sich die Digitalisierung auf Ihr Unternehmen aus und wie stellen Sie sich darauf ein?
Neben unserem Webshop haben wir uns vor ca. 3 Jahren dazu entschlossen, eine App programmieren zu lassen. Ausgangspunkt war unser etwas in die Jahre gekommener Wäschekatalog. Bei unserer Suche nach einem Partner stießen wir auf eine junge Werbeagentur hier in der Region, die erst einmal ausgewählte große und mittelständische Bestatter fragte, was sie sich von einem neuen Wäschekatalog erwarten und wünschen würden. Unsere Branche ist nicht gerade für ihre überdurchschnittliche Fortschrittlichkeit bekannt, daher war das Ergebnis umso überraschender: Die Mehrheit der Bestatter wünschte sich eine digitale Lösung ohne Papier. So wurde die Idee der App geboren.
Welche Anforderungen sollte die App erfüllen?
Sie sollte vor allem unseren Standardkatalog ersetzen und uns die Möglichkeit bieten, das Sortiment ständig aktuell zu halten. Im Laufe der Zeit äußerten Kunden Sonderwünsche, sodass sich die App permanent weiterentwickelt und am Bestatterbedarf orientiert: Favoriten können gespeichert und sogar für eigene Publikationen heruntergeladen werden. Bestattungsinstitute haben die Möglichkeit, ihr Logo im Präsentationsmodus zu hinterlegen und ihren Kunden Produkte auf Wunsch auch neutral, ohne Spalt-Logo auf ihrem Tablet zu zeigen. Nach und nach haben wir auch Drittanbieter in das Sortiment aufgenommen, die über die App abgerufen und bestellt werden können. Möchte ein Bestatter zusätzlich zu unserem Sortiment Fremdprodukte in seinen persönlichen Präsentationsmodus laden, kann er auch das tun.
Wie überzeugen Sie die klassischen Fax-Besteller von der Nutzung der App?
Obgleich sich so viele Bestatter eine digitale Lösung gewünscht hatten, wurde nach kurzer Zeit doch der Ruf nach dem vertrauten Papierkatalog zum Durchblättern laut, sodass wir diesen schließlich noch zusätzlich produzierten. Ganz traditionell sind unsere Kunden übrigens überwiegend auch noch beim Bestellen: 80 Prozent der Bestellungen gehen per Fax bei uns ein. Das nächste Medium das Telefon. Erst dann kommt die E-Mail. Nur wenige Kunden bestellen über unseren Webshop oder die App – für uns natürlich administrativ die einfachste und praktischste Möglichkeit, da Bestellungen gleich mit Artikel- und Kundennummern versehen sind. Die App wird also – noch – vornehmlich als Katalog genutzt, ist aber bereit für die Zukunft, denn die Zeit wird kommen, da bin ich ganz sicher.
Was ist Ihre größte Herausforderung als Hersteller?
Die Heterogenität unserer Kundengruppen und die damit zusammenhängende Preissensibilität und -gestaltung. Wir beliefern Händler, Bestatter und Kommunen. Eine Preistransparenz ist bei dieser Konstellation kaum möglich und schwer in einem Webshop darzustellen. Hierfür müssen individuelle Lösungen entwickelt werden, die den jeweiligen Ansprüchen der einzelnen Kundengruppen gerecht werden und deren Interessen wahren.
Welche Entwicklung prognostizieren Sie für die Digitalisierung der Bestattungsbranche?
In vielen Bestattungshäusern gibt es einen Generationswechsel, womit die Entwicklung automatisch Einzug erhält. Auch in unserem Privatleben können wir uns der Digitalisierung nicht mehr verschließen, sodass sich auch immer mehr Bestatter an den Umgang mit dem Internet gewöhnen werden. Denn auch für die ältere Generation ist es mittlerweile selbstverständlich, bequem online einzukaufen.