Dörte Stahl führt häufig Kinder durch die Sargproduktion von Stahl in Kleinheubach, eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, die noch selbst produzieren. Sie findet: An oder sogar in einem Sarg wird der Tod für Kinder begreif- und ansprechbar.
Wir laden regelmäßig Konfirmandengruppen oder auch Religionslehrerinnen und -lehrer mit ihren meist Grundschulklassen ein, unsere Sargfabrik zu besichtigen. Da die Haptik bei Kindern eine große Rolle spielt, gehe ich mit den Kindern auch in die Schnitzerei und Lackiererei, wo sie viel anfassen dürfen. Bei der Führung berichte ich auch über verschiedene Bestattungsarten und erkläre zum Beispiel, dass man auch
für jede Urne erst einmal einen Sarg braucht. Gerade Jungs sind häufig peinlich berührt, wenn sie einen Sarg sehen. Erzähle ich eine Geschichte dazu, etwa, dass Amy Winehouse in einem so genannten Israeli-Sarg bestattet wurde, der keine Metallkörper enthalten durfte, weil sei Jüdin war, sind sie aber schnell mit Interesse dabei. Für kleinere Kinder stelle ich gerne einen Übermaß-Sarg mit Matratze in die Ausstellung, in den sich Kinder einzeln oder in Gruppen legen können, natürlich ohne Deckel – und seitens der Kleinen meist auch völlig ohne Berührungsangst.
Unsere Sternenkinder- und Kindersärge stehen etwas versteckt, stoßen aber bei den Kids auf große Neugierde. Letztes Jahr hatten wir eine vierte Klasse zu Besuch. Ein Junge interessierte sich besonders für Kindersärge und fragte mich, welche Größe ein Sarg für ein drei Monate altes Kind habe. Sein Cousin sei gestorben und er hätte ihn nicht mehr in den Arm nehmen dürfen. Ein anderes Kind hatte gerade seine Mutter verloren und wollte ein bestimmtes Urnenmodell unbedingt noch einmal sehen, in dem ihre Asche beigesetzt wurde. In beiden Fällen zeigt sich ganz deutlich, wie wichtig es auch für Kinder ist, Abschied zu nehmen.
Ich würde gerne einmal gemeinsam mit Pädagogen eine Projektwoche mit Kindern anbieten, in der sie Särge selber gestalten und beispielseiwese Fotos oder andere Erinnerungsstücke auf den Sarg kleben, eine Blumenwiese oder bunte Formen malen oder vielleicht sogar Engelsflügel anbringen. Leider stoße ich mit der Idee in Schulen und Kirchen bislang noch auf taube Ohren. Dabei regen mittlerweile viele Bestatter Angehörige dazu an, einen Sarg selbst zu dekorieren oder zu gestalten. Aber wer sich einen individuellen Sarg wünscht, muss nicht unbedingt selbst Hand anlegen. Wir haben beispielsweise eine eigene Airbrusherin im Haus, die von uns entwickelte Motive ebenso wie eine Gestaltung nach Kundenwunsch auf den Sarg sprüht. Von Marienkäfern bis Mangas ist alles dabei.